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Der Australian Shepherd


Der Australian Shepherd ist stark in Mode gekommen. Was dieser Rasse auf kurz oder lang nicht guttun wird. Jeder möchte einen bunten Hund, doch die meisten Menschen vergessen, dass hinter der schönen Fassade ein harter und eigenständiger Arbeiter steckt.

Leider ist unsere heutige Gesellschaft sehr oberflächlich und orientiert an Statussymbolen. Dies macht auch vor dem Hundekauf keinen Halt – Nur noch wenige befassen sich mit der Rasse, mit den Bedürfnissen, mit den Vor- und Nachteilen. Niemand hinterfragt sich, bin ich dem gewachsen - kann ich diesem Hund gerecht werden - bin ich bereit mit dieser Rasse zu wachsen?

Wer auf der Suche nach einem stillen Befehlsempfänger ist, dem würde ich definitiv zu einer anderen Rasse raten. Der Austrailian Shepherd ist auf Eigenständigkeit gezüchtet und wird keine Befehle ausführen, die ihm nicht logisch bzw. plausibel erscheinen. Er braucht eine klare Struktur und Führung. Diese schaffe ich aber nicht, indem ich den Hund mit Leckerlies vollstopfe. Hier ist das Beherrschen der hündischen Körpersprache gefragt – dazu unten mehr.

Die meisten Aussies sind nicht leise; sie melden sehr wohl, auch dafür wurden sie gezüchtet – sie sind Hofwächter und bereit ihr Territorium zu verteidigen. Auch hier ist ein gutes Management des Besitzers gefragt, damit der Australian Shepherd nicht selbstentscheidend den Besucher regelt. Einen Aussie alleine in den Garten zu sperren und zu hoffen, dass dieser sich einfach ruhig hinlegt bzw. gemütlich seine Runden dreht - hat ganz sicher falsch gedacht. Wenn kein Besitzer anwesend ist wird er selbst entscheiden was auch vollkommen richtig ist, denn der Mensch hat ihm mit dem alleine lassen in dem Moment diese Aufgabe zugeteilt.

Wer nicht möchte, dass sein Hund ihm auf Schritt und Tritt folgt ist beim Aussie fehl am Platz. Der Aussie ist ein liebevoller Stalker, der gerne immer und überall dabei sein will. Ich unterbinde dies auch nicht, denn ich erkenne daran weit mehr Vorteile als Nachteile. Höfliches Stalken ist bei uns erlaubt. Penetrantes, dem Menschen gegenüber körperliches einschränken oder kontrollieren, aber nicht. Hier sollte man genau unterscheiden können.

Frustrationstoleranz kennt der Australian Shepherd nicht von Geburt an, seine Mutter bringt ihm im Alltag z. B. beim Säugen die Frustrationstoleranz bei - jedoch ist es dem Menschen seine Aufgabe diese weiter auszubauen, um den jungen Aussie alltagstauglich zu erziehen. Oft begegne ich Aussies, die leider nicht richtig auf unseren stressigen Alltag und unser stark bewegtes Leben vorbereitet wurden. Die komplett überfordert sind, wenn z. B. plötzlich ein Kind mit dem Fahrrad den Weg kreuzt. Die bellend in der Leine hängen, weil sie nie gelernt haben, dass nicht jeder Reitz eine Reaktion von meiner Seite bedeutet. Diese Hunde befinden sich im Dauerstress, Daueralarm und jeder von uns weiß selbst, was andauernder Stress mit einem Körper anrichten kann. Der Mensch ist hier gefordert entsprechende Führung zu geben. Dem Hund zu zeigen, wann darfst du arbeiten und deiner Passion als Hütehund nachkommen und wann eben nicht. Der natürliche Impuls eines jeden Hütehundes ist auf schnelle Bewegungen zu reagieren. Diese entsprechend zu stoppen und zu kontrollieren. Man muss einem Aussie von Anfang an sein Aufgabengebiet in unserem Alltag aufzeigen. Welche Dinge er nicht zu managen hat, welche Situationen wir Menschen für ihn übernehmen. Zum Beispiel rennende, spielende Kinder sollten ganz eindeutig nicht in den Aufgabenbereich des Aussies zählen. Dies ist Aufgabe des Menschen und der Australian Shepherd muss dies tolerieren – jedoch muss dies erst erlernt werden und ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden.

Der Australian Shepherd ist ein willensstarker, dynamischer Hund und ganz sicher kein Weichei. Er wurde für die harte Arbeit am Vieh gezüchtet. Glauben sie mir, wer schon einmal vor einem Bullen stand, darf alles sein, aber unter keinen Umständen ein Weichei. Er ist ein entschlossener Hund, der dafür gezüchtet wurde seine Ziele vehement zu verfolgen. Auch dies macht den Umgang für ungeübte Menschen nicht immer einfach und kann schnell zu Problemen führen.

Auf der anderen Seite ist der Australian Shepherd aber auch ein hoch sensibler, feinfühliger Begleiter der keine harte Hand in der Erziehung braucht, aber eine klare Kommunikation um sich sicher und geborgen zu fühlen.

Aus meiner Sicht ist die beste Art und Weise den Australian Shepherd zu führen, die hündische Kommunikation, die jeder Welpe von seiner Mutter in die Wiege gelegt bekommt.

Hunde kommunizieren in drei Stufen:

Stufe 1: Was auch als grün bezeichnet wird: ist die Stimmung, bin ich gut drauf, bin ich schlecht drauf,

bin ich mit der Situation einverstanden oder nicht

Stufe 2: Was auch als gelb bezeichnet wird: Vorwarnen fixieren mit den Augen, knurren, Zähne zeigen, drohen

Stufe 3: Was auch als rot bezeichnet wird: hier korrigiert der Hund körperlich in Form einer Berührung – Schnauzgriff oder Nackenstoß

Aus meiner Sicht ist diese Form der Kommunikation die Verständlichste und hündischte für den Australian Shepherd – hier kann ich Hundetrainer wie Brigitte Hirsch und Anita Balser empfehlen, die nach dieser Methode arbeiten. Bei der Wahl des richtigen Trainers sollte immer darauf geachtet werden ob dieser Hütehunderfahrung hat, da die Hüter einfach etwas spezieller sind.

Der Hütehund hat keinen Jagdtrieb – auch dies ist ein Trugschluss und nur ein gern genutztes Verkaufsargument. Der Hütetrieb ist nichts anderes als ein umgeleiteter Jagdtrieb. Auch ein Hütehund geht ohne klare Führung und Struktur jagen, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie es ein richtiger Jagdhund tut.

Fazit: Der Australian Shepherd ist für mich einer der tollsten Hunderassen die man sich nur vorstellen kann. Darum liebe und wertschätze ich diese Rasse.  Jedoch ist der Aussie weiß Gott nicht ein Hund für Jedermann und schon gleich zehnmal kein hübsches Modeaccessoire mit dem man sich schmücken kann. Der Australian Shepherd braucht einen klaren, souveränen Menschen an seiner Seite, an dem er sich orientieren kann, der ihm Führung und Halt gibt. Darum sollte die Anschaffung genauestens durchdacht werden. Jedoch sollte man sich unter gar keinen Umständen, nur wegen seinem schönen Erscheinungsbild, für diese Rasse entscheiden.